Der Fiat 130

Der Fiat 130 wurde von der Firma Fiat im Frühjahr 1969 auf den Markt gebracht. Er war der Nachfolger der Sechszylinder-Modellreihe 1800/2100/2300. Der Fiat 130 wurde als viertürige Limousine und als zweitüriges Coupé produziert, daneben entstanden zahlreiche Sonderaufbauten.

Fiat 130 Limousine
In der ersten Version der Limousine war ein 2,9-Liter-V6 mit anfangs 140, dann 160 PS installiert, in der zweiten Serie und im Coupé ein 165 PS starker 3,2-Liter-V6 (60°, Zahnriemenantrieb, zwei obenliegende Nockenwellen). Der Motor wurde von Aurelio Lampredi, einem Ferrari-Konstrukteur, entworfen, es handelt sich dabei aber nicht um den Motor des Ferrari Dino, wie vielfach behauptet.

Die Karosserie der Limousine wurde in Fiats eigenem Centro Stile entworfen; verantwortlicher Designer war dessen Leiter Mario Felice Boano.[1] Das Design war eine Weiterentwicklung der Linien des kleinen Fiat 128; die Karosserie des 130 trug allerdings wesentlich mehr Chromschmuck. Boanos Entwurf war von Beginn an Gegenstand teilweise harter Kritik. Auch heute noch wird die Limousine als „stilistisch verfehlt“[2] oder „barock und schwülstig“[3] beschrieben.

Der 130 konnte auf Wunsch mit zahlreichen Extras ausgerüstet werden; Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, Sperrdifferenzial auf der Hinterachse, Alufelgen, Transistor-Zündung, Leder-Ausstattung und Automatikgetriebe.

Allerdings fehlte es wohl zumindest in Deutschland an entsprechend vorbereiteten Händlern, die ein solch luxuriöses Modell anbieten und warten konnten. Daher war der 130 nicht sehr erfolgreich. Daran änderte auch die technische Überarbeitung im Jahr 1971 (größerer Motor; 3238 cm³ und 165 PS) nichts.

Nach ca. 15.000 produzierten Exemplaren wurde die Limousine zum Jahresende 1976 schließlich aus dem Angebot genommen.

Fiat 130 Limousine
Fiat 130
Hersteller: Fiat SpA
Produktionszeitraum: 1969–1977
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Stufenheck, viertürig
Motoren: Ottomotoren: 2,9–3,2 Liter (140–165 PS)
Länge: Limousine: 4750 mm
Breite: Limousine: 1803 mm
Höhe: Limousine: 1473 mm
Radstand: 2720 mm
Leergewicht: Limousine: 1474–1615 kg
Vorgängermodell: Fiat 2300
Nachfolgemodell: keines


Fiat 130 Coupé
Das Fiat 130 Coupé war ein zweitüriges Fahrzeug der oberen Mittelklasse, das der italienische Automobilhersteller Fiat zwischen Frühjahr 1971 und Ende 1977 in geringen Stückzahlen produzierte.

Das Coupé beruhte auf der Bodengruppe der im März 1969 vorgestellten Fiat 130 Limousine, hatte aber eine gänzlich eigenständige, bei Pininfarina gezeichnete Karosserie. Das glattflächig gestaltete Coupé gilt als zurückhaltend und zeitlos.[1] Es wird als Meilenstein des Automobildesigns angesehen. Seine Linien haben die Formen zahlreicher späterer Fahrzeuge beeinflusst.

Fiat 130 Coupé
Fiat 130
Hersteller: Fiat SpA
Produktionszeitraum: 1971–1977
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Coupé (Gran Turismo), zweitürig
Motoren: 3,2 l V6 (121 kW/165 PS)
Länge: 4842 mm
Breite: 1760 mm
Höhe: 1353 mm
Radstand: 2720 mm
Leergewicht: 1530 kg
Vorgängermodell: Fiat 2300 S Coupé
Nachfolgemodell: keines

Entwicklung
Bei der Entwicklung des Fiat 130 hatte es zunächst keine Überlegungen gegeben, der von Mario Felice Boano entworfenen[2] Limousine eine Coupé-Version zur Seite zu stellen. Als sich allerdings die Verkaufszahlen der Limousine nicht wie erwartet entwickelten, entschloss sich Fiat kurzfristig zur Einführung eines Coupés, das die Modellpalette ergänzen und durch eigene Attraktivität auch den Verkauf der Limousine fördern sollte.

Karosserie
Das Fiat 130 Coupé beeindruckte im Wesentlichen durch seine eigenständige Karosserie. Der Aufbau wurde im Laufe des Jahres 1970 bei Pininfarina gestaltet; ausführende Designer waren Paolo Martin und Leonardo Fioravanti. Das Coupé hatte äußerlich keinen Bezug zur häufig als „stilistisch verfehlt“[3] oder barock und schwülstig[4] empfundenen 130 Limousine. Martin und Fioravanti entwarfen eine zweitürige Stufenheckkarosserie mit klassischer Trapez-Linie. Der Aufbau zeichnete sich durch gerade Linien und große Flächen aus; auf die seinerzeit üblichen Chromverzierungen wurde ebenso konsequent verzichtet wie auf Rundungen. Sergio Pininfarina bezeichnete das Fiat 130 Coupé später als ein „Meisterwerk an Schlichtheit“.[5] Er habe mit dem Entwurf an den von seinem Vater entworfenen Lancia Florida II anknüpfen und eine moderne Interpretation dieses Entwurfs schaffen wollen.[6]

Das Coupé erhielt ein neu gestaltetes Interieur. Holzeinlagen und Velouspolster prägten den Innenraum. Auch der Instrumententräger war neu. Er trug zahlreiche Rundinstrumente. Das neue Armaturenbrett wurde ab Frühjahr 1971 auch in der Limousine verwendet.

Technik
In technischer Hinsicht übernahm das 130 Coupé weitestgehend die Konstruktionselemente der Limousine. Die Bodengruppe einschließlich Radstand, Aufhängung und Antriebstechnik waren identisch. Allerdings wurden für das Coupé einige Neuerungen entwickelt, die ihrerseits bald für die Limousine übernommen wurden.

Dies gilt in erster Linie für den Motor. Während die Limousine seit 1969 allein mit einem
2,9 Liter großen V6-Motor mit 160 PS lieferbar war, erhielt das Coupé erhielt ein auf
3,2 Liter Hubraum vergrößerte Version dieses Triebwerks, das nunmehr 165 PS leistete. Mit der Markteinführung des Coupés wurde der größere Motor auch serienmäßig in der Limousine verwendet.

Wie die Limousine war auch das Coupé wahlweise mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe von ZF oder mit einer Dreigangautomatik von Borg Warner (Model 12) lieferbar. Während allerdings in der Limousine das manuelle Getriebe zur Serienausstattung gehörte und die Automatik nur auf Wunsch geliefert wurde, stattete Fiat die Coupés serienmäßig mit Automatik aus; das Schaltgetriebe musste dagegen individuell bestellt werden. Im Ergebnis waren beide Fahrzeuge annähernd gleich schnell: Beide erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 190 km/h.[7]

fiat 130 heck inside front

Aufnahme und Verbreitung
Das Fiat 130 Coupé wurde auf dem Genfer Auto-Salon 1971 präsentiert. Der Verkauf begann wenig später. Es überzeugte die Beobachter in erster Linie wegen seiner eigenständigen Karosserie. 1972 erhielt Pininfarina für seinen Entwurf den Designpreis der italienischen Fachzeitschrift Style Auto.

Das Coupé war von Anfang an deutlich teurer als die technisch identische Limousine. Auf dem deutschen Markt wurde es im Jahr 1971 für 28.000 DM angeboten – 8000 DM mehr als bei der Limousine – und lag damit auf dem Niveau eines BMW 3,0 CSi oder eines Mercedes-Benz 280 SE Coupés. Ein Fiat Dino Coupé war nur etwa 1.500 DM teurer.[9]
Die Verbreitung des Coupés blieb gering. Zwischen 1971 und 1977 entstanden lediglich 4.493 Exemplare.[10] Obwohl die Fahrzeuge als hochwertige Klassiker anerkannt sind, erzielen sie auf dem (deutschen) Oldtimer-Markt deutlich geringere Preise als ihre damaligen Konkurrenten. Für ein Coupé im Zustand 1 werden 2010 Preise zwischen 16.000 Euro[11] und 21.000 Euro[12] verlangt. BMW 3,0 CSi in entsprechendem Zustand kostet etwa 30.000 Euro, ein Mercedes-Benz 280 SE Coupé etwa 40.000 Euro. Die Gebrauchtwagenpreise der Fiat 130 Limousine liegen nochmals um etwa 50 Prozent unter denen eines Coupés.

Sonderversionen
Pininfarina leitete in den 1970er Jahren zwei Sondermodelle von seinem Coupé-Entwurf ab, die jeweils Einzelstücke blieben:

• Der Fiat 130 Maremma war ein dreitüriger Sportkombi im Stil eines Shooting Brakes. Das Fahrzeug trug hinter der B-Säule eine großflächige Verglasung. Die Kofferraumklappe war stark geneigt und öffnete weit[13].

Fiat 130 Maremma
Maremma Opera
Fiat 130 Opera

• Der Fiat 130 Opera war eine viertürige Stufenhecklimousine, die das Design des 130 Coupés konsequent fortschrieb. Der Wagen wurde allgemein als deutlich eleganter empfunden als die Werkslimousine; gleichwohl wurde die Serienproduktion nicht aufgenommen.

Einfluss des Designs
Das glattflächige, auf schmückende Details weitgehend verzichtende Design des Fiat 130 Coupé beeinflusste zahlreiche andere Fahrzeuge der 1970er Jahre. Unmittelbare Verwandtschaft besteht zu dem Ansatz ebenfalls von Paolo Martin entworfenen Rolls-Royce Camargue[14].; die Kernelemente des Designs lassen sich darüber hinaus über den Ford Granada der zweiten Serie und den Ferrari Pinin bis zum Cadillac Allanté verfolgen.

Literatur
• Dieter Günther: Abgehoben. Modellgeschichte der Fiat 130 Limousine und des Fiat 130 Coupés. In: Oldtimer Markt, Heft 4/1995, S. 8 ff.
• Bernd Wieland: Graue Eminenz. 70 Jahre Pininfarina. Vergleich Fiat 130 Coupé und Ferrari 400. In: Motor Klassik, Heft 9/2000, S. 24 ff.
• Sebastian Renz: Schlicht-Bewusst. Fahrbericht Fiat 130 Coupé. In: Motor Klassik, Heft 3/2006, S. 32 ff.
• Malte Jürgens, Paolo Tumminelli: „Nicht nur eine Linie. Ein Konzept!“ Interview mit Sergio Pininfarina zum 75-jährigen Firmenjubiläum von Pininfarina. In: Motor Klassik, Heft 5/2005, S. 142 ff.
• Kevin Brazendale: The Encyclopedia of classic cars. Advanced Marketing Services, London 1999, ISBN 1-57145-182-X (engl.)
• Dante Giacosa: Vierzig Jahre als Konstrukteur bei Fiat. Automobilia sarl 1979, ASIN: B0027V0IBQ

Einzelnachweise
1. ↑ Motor Klassik, Heft 3/2006, S. 35.
2. ↑ Oldtimer Markt, Heft 4/1995, S. 11.
3. ↑ Brazendale, S. 211.
4. ↑ vgl. Motor Klassik, Heft 3/2006, S. 34
5. ↑ Motor Klassik, Heft 9/2000, S. 28.
6. ↑ Motor Klassik, Heft 3/2006, S. 35.
7. ↑ Oldtimer Markt, Heft 4/1995, S. 16.
8. ↑ Zitiert nach Motor Klassik, Heft 9/2000, S. 29.
9. ↑ Preise zitiert nach auto katalog 1971/72.
10. ↑ Oldtimer Markt, Heft 4/1995, S. 16.
11. ↑ Oldtimer Markt, Heft 9/2010, S. 68
12. ↑ Günther Zink: Oldtimer Katalog Nr. 24 (2010), S. 138.
13. ↑ Bilder des Fiat 130 Maremma auf www.coachbuild.com
14. ↑ Motor Klassik 11/1997, S. 62 (mit Abbildungen)

Quelle: Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.